1. Ankunft – kein Gründungsakt, sondern eine Entscheidung
Naugard wurde nicht gegründet. Es wurde erreicht – und geblieben.
Vor langer Zeit wagten tapfere Sippen die Überfahrt über einen nicht allzu weiten Ozean. Ihre Schiffe, mit runischen Zeichen bemalt und vom Wind des Aufbruchs getragen, landeten an unbekannten Küsten. Sie kamen nicht, um zu herrschen, sondern um zu leben.
Sie trafen auf Menschen, die bereits da waren – Völker mit Tiefe, mit Geist, mit Land. Es wurde nicht erobert. Es wurde verhandelt. Getauscht. Geheiratet. Gebaut. Und Naugard entstand.
2. Ein neues Land – aus vielen geworden
Von Anfang an war Naugard ein Magnet. Ein Ort für jene, die nicht passten. Für jene, die etwas Neues wollten – oder mussten.
Über Generationen kamen Menschen aller Zungen und Wege:
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Chinopen mit Ahnen aus fernem Osten, Träger alter Weisheit und neuer Technik.
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Sergen aus den Steppen mit feinem Taktgefühl und juristischem Scharfsinn.
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Deutschsprechende Familien, deren Ahnen einst Ordnung und Poesie verbanden.
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Nationale Minderheiten, versprengt durch Katastrophen, vereint durch Hoffnung.
Sie kamen einzeln oder in Scharen, als Flüchtlinge, Händler, Träumer – und blieben. Manche sprachen bald Naugardisch, andere nie. Manche wurden Helden, andere Nachbarn.
Naugard wurde nie „rein“ – und wollte es nie sein.
3. Der Staat und die Staaten
Naugard ist heute eine republikanische Föderation mit klarer Verantwortungsteilung. Inmitten seiner Regionen und Oblaste existieren mehrere souveräne indigene Staaten, die nicht Teil der Republik sind. Ihre Unabhängigkeit ist anerkannt, ihre Kooperation geschätzt.
Sie unterhalten Verträge, entsenden Beobachter, nehmen an Manövern teil – auf Augenhöhe. Ihre Parlamente, Sprachen und Kulturen sind nicht Symbolik, sondern gelebte Realität. Die Grenzen sind politisch – nicht zivilisatorisch.
Naugard schützt diese Staaten nicht aus Großmut – sondern aus Überzeugung.
4. Ein republikanisches Ethos – und ein republikanisches Versprechen
„Ein Land aus vielen – ein Staat mit Stolz.“
Naugard sieht sich nicht als Schicksalsgemeinschaft, sondern als Verantwortungsgemeinschaft. Niemand ist durch Herkunft mehr wert. Jeder ist durch Beitrag und Haltung Teil des Ganzen.
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Streit ist erlaubt – solange er um die beste Version des Staates geführt wird, nicht um seine Existenz.
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Zugehörigkeit ist freiwillig – aber nicht beliebig.
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Verschiedenheit ist normal – aber nicht verhandelbar.
Naugard glaubt an Pluralismus mit Fundament, an das Mischen von Kulturen ohne Vermischen von Würde.
5. Alltag in Naugard – kein Ideal, aber eine Idee
In der Stadt Magnitsk lebt man Tür an Tür – Pashto über dem Friseur, Jiddisch im Blumenladen, Kinder in Uniform und in Jeans. Ein Festival am Platz der Föderation beginnt mit einem Totempfahlritual und endet mit elektronischer Polka.
Auf dem Land halten sich Mischfamilien Hühner und Gerüchte. Man spricht Dialekte, singt alte Lieder, unterrichtet zweisprachig. Die Schule hat Solarzellen und eine Jurte im Pausenhof.
In den indigenen Staaten hält ein junger Politiker in Federtracht eine KI-Rede in seiner Muttersprache. Neben ihm ein Veteran aus Naugards Heer, der dort nie fremd war.
Hier wird Vielfalt nicht gefeiert, sondern gelebt.