Politisches Profil
Kaltkara ist die modernste Provinz im institutionellen Sinne. Hier existiert das einzige Parlament der Großsergei, das nicht nur symbolischen Charakter hat, sondern tatsächliche Debatten führt. Zwar steht es offiziell unter dem Vorbehalt der „Gnade des Maliks“, doch solange es sich nützlich erweist – und keine offenen Grenzen oder antimonarchistischen Unsinn fordert –, lässt man es gewähren.
Die Regierung gilt als liberal, aber vorsichtig. Viele ihrer Abgeordneten stammen aus Handelsfamilien, Bildungseinrichtungen oder technokratischen Netzwerken. Die Provinzverwaltung ist pragmatisch, effizient und bekannt dafür, politische Anweisungen aus Karakent „zu interpretieren, statt zu befolgen“.
Religionen & Bevölkerung
Etwa 26 Millionen Menschen leben in Kaltkara – darunter sowohl Sergen, die ursprünglich aus Serkara zugewandert sind, als auch Kaltüs, die sich als eigene, europäisch geprägte Ethnie verstehen. Rund ein Drittel der Bevölkerung ist protestantisch, was Kaltkara zum Zentrum der Reformation in der Großsergei macht.
Der Bau protestantischer Kirchen ist hier ebenso erlaubt wie der Betrieb jüdischer Schulen, konfessionsloser Universitäten und liberaler Moscheeverbände. Die Stadt Blagowkent gilt als die zweitgrößte jüdische Hochburg des Reiches und besitzt die einzige Rabbinerhochschule mit staatlicher Akkreditierung.
Sprachlich ist Kaltkara ein Flickenteppich:
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Sergçe spricht nur etwa ein Viertel der Bevölkerung.
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Weit verbreitet sind Albernisch, Dionisch und İspanyolca – letzteres vor allem durch die Meltanen.
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Der kulturelle Einfluss des Nachbarlandes Dionysos ist allgegenwärtig: in der Architektur, der Musik, ja selbst in der Mode.
Wirtschaft & Infrastruktur
Kaltkara ist gut erschlossen, verfügt über ein zuverlässiges Schienen- und Autobahnnetz, zahlreiche Flughäfen, moderne Häfen am Grenzfluss zu Dionysos und eine ausgeglichene, wenn auch wenig spektakuläre Wirtschaftsstruktur: Textilien, Maschinenbau, Solartechnik, IT-Dienstleistungen.
Besonders stolz ist man auf das staatlich geförderte Innovationsprogramm, das jährlich drei Prozent des Provinzbudgets in Forschung und Digitalisierung steckt – eine Quote, die anderswo im Reich nur Erstaunen auslöst.
Klima & Landschaft
Kaltkara liegt in einem sanften, hügeligen Landstrich, durchzogen von saftigem Grün, kleinen Wäldern und landwirtschaftlich genutzten Flächen.
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Die Winter sind die kältesten der Großsergei, aber im internationalen Vergleich immer noch mild.
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Die Sommer sind gemäßigt, die Luft trocken, die Landschaft wirkt auf Besucher oft wie aus einem Tourismusprospekt.
Doch die Schönheit täuscht: Flora und Fauna sind stark zurückgedrängt. Natürliche Feinde für Wildtiere gibt es kaum noch. Was bleibt, sind Nutztiere, Felder, Plantagen und ein seltsames Gefühl kontrollierter Natur.
Soziale Spannungen & Identitätsfragen
Kaltkara ist wohlhabend, stabil, gut regiert – und doch in der Krise. Denn was es wirtschaftlich gewinnt, verliert es kulturell. Die Geburtenrate ist die niedrigste des gesamten Reiches, was zu einer beständigen Einwanderung aus den anderen Landesteilen führt.
Vor allem junge Sergen aus Raplakara und Serkara siedeln sich in den Städten an. Sie bringen andere Sprachen, Gewohnheiten, Familienmodelle. Die Kaltüs, die sich selbst als „Bürger einer alten, stillen Ordnung“ sehen, empfinden dies zunehmend als kulturelle Überfremdung.
Noch gibt es keine offenen Konflikte – doch im Hintergrund wachsen Ressentiments, Forderungen nach Sprachschutz, Regionalgesetzen, ja sogar Sezessionsfantasien. In Blagowkent zirkuliert ein nicht veröffentlichter „Entwurf zur kulturellen Selbstbestimmung“, den die Regierung bisher als „akademisches Planspiel“ einstuft.