Kōsei-monjo – Schriften kaiserlicher Heiligkeit
Die Kōsei-monjo (皇聖文書) sind Schriften aus der Hand der Kaiserin. Sie sind keine Gesetze, sondern Setzungen – sichtbar gemachte Ordnung, nicht verhandelbar, aber auch nicht juristisch formuliert. Sie enthalten keine Paragraphen, keine Definitionen, keine Begründung. Nur Form.
Doch aus diesen Texten entsteht Recht.
Die Kōsei-monjo werden vom Hofstaat, insbesondere durch den Yomiyaku no Wa (Kreis der Deutung), aufgenommen, gedeutet und in Gesetzesform übertragen. Ministerien, Ämter und kaiserliche Gremien entwickeln daraus Erlasse, Verordnungen und verbindliche Regelungen. Der Text ist der Ursprung – die Verwaltung ist das Werkzeug.
Die Kaiserin selbst erlässt kein Gesetz. Sie spricht – und was gesprochen wurde, wird Form.
Zweck dieser Texte
1. Richtschnur für Hof und Ämter
Sie bestimmen, was gesagt und getan werden darf. Kein Amt würde bewusst gegen den Sinn eines Kōsei-monjo arbeiten.
2. Grundlage konkreter Gesetzgebung
Die kaiserlichen Schriften sind Auslöser von Recht. Der Staatsapparat wandelt sie systematisch in Vorschriften und Strukturen um – nicht automatisch, aber zielgerichtet.
3. Fixpunkt für Deutung und Zeremonie
Der Yomiyaku no Wa nutzt diese Texte als Basis für Entscheidungen, Rollenwechsel oder rituelle Übergänge.
4. Prüfstein der Loyalität
Für Militär, Sicherheitsapparate und den inneren Hofkreis sind sie Richtschnur. Sie ersetzen Meinung durch sichtbare Linie.
5. Außenpolitisches Signal
Ein Kōsei-monjo ist auch Botschaft: Wer es liest, erkennt die Bewegung des Reiches – ohne dass verhandelt wird.
Titel und Beispiele
Jeder Text ist einzeln benannt und datiert. Beispiele:
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五律記 – Goritsuki
Aufzeichnung der Fünf Linien -
切断抄 – Setsudan-shō
Notat des Einschnitts (2020) -
輪意 – Rin’i
Wille zur Form im Kreis -
影の理 – Kage no Kotowari
Sinn des Schattens (z. B. für den Shōtoku no Koe)