Die Shinto-Tradition Irkaniens geht zurück auf die ersten Siedler des Landes, die im Jahr 439 v. Chr. an den Küsten Jadarias landeten. Mit ihnen kamen nicht nur Sprache und Schrift, sondern auch eine tiefe Ehrfurcht vor der Natur, vor Ahnen und vor jenen unsichtbaren Kräften, die das Leben durchdringen. Obwohl der Asatru heute zahlenmäßig überwiegt, ist Shinto nie verschwunden. In ländlichen Gegenden, auf den südlichen Inseln und in bestimmten Klans wie den Chi lebt er fort – leise, beständig und in enger Verbindung zur Umgebung.

Im Zentrum des Shinto steht die Vorstellung, dass die Welt von Kami durchdrungen ist – Wesenheiten, die in Bäumen, Flüssen, Bergen, Wind und sogar in Dingen wohnen können, wenn diese mit Bedeutung erfüllt sind. Kami sind weder allmächtig noch unfehlbar. Manche sind groß, andere klein; manche beschützen ein ganzes Tal, andere wohnen im Schrein eines Hauses. Diese Sichtweise prägt das Verhältnis der Shinto-Gemeinden zur Umwelt: Jeder Ort wird als beseelt betrachtet, jede Handlung kann heilig sein, wenn sie mit Respekt geschieht.

Die wichtigsten Gottheiten des irkanischen Shinto sind Amaterasu, die Sonnengöttin und Ahnherrin vieler Kami, sowie Inari, der Gott des Reises und der Fruchtbarkeit, dessen Füchse oft die Eingänge der Schreine bewachen. Auch Susanoo, der wilde Gott der Stürme, und Tsukuyomi, der Mondgott, werden verehrt, ebenso wie zahlreiche lokale Kami, die nur in bestimmten Regionen bekannt sind. Anders als in zentralisierten Religionen existiert im Shinto keine Dogmatik. Der Glaube äußert sich in Gesten, in Pflegen, in alltäglichen Ritualen – nicht in Predigten.

Typisch für den irkanischen Shinto sind die kleinen Schreine, oft aus Holz, mit roten oder schwarzen Dächern, flankiert von Torgates (Torii), die die Schwelle zum Heiligen markieren. Dort werden Speisen dargebracht, Reiskörner verstreut, Hände gewaschen und Gebete gesprochen. Viele dieser Schreine stehen in Haine eingebettet oder am Rand von Klansiedlungen. In Städten wie Braadhafen, Ideriastadd oder den südlichen Küsten von Eula gehören sie zum gewohnten Straßenbild – gepflegt von Mönchen, Witwen oder Nachbarschaftskomitees.

Der Glaube ist von Handlungen geprägt, nicht von Überzeugung. Das Waschen der Hände, das Reinigen des Hauses, das Streuen von Salz, das Darbringen von Tee – all dies ist religiös bedeutsam. Viele Irkanier folgen auch heute noch Shinto-Riten ohne sich selbst als gläubig zu bezeichnen. Vor allem in schwierigen Zeiten suchen sie die Nähe der Kami, etwa bei Prüfungen, Hochzeiten, Neujahr oder Naturkatastrophen.

Shinto in Irkanien kennt keine Priesterkaste im klassischen Sinne. Die meisten religiösen Handlungen werden von Gongō-Shōtō, ehrenamtlich geweihten Mitgliedern, durchgeführt. Diese sind oft Frauen und Männer aus dem Klan Chi, deren Familien seit Generationen bestimmte Schreine bewachen. Die Rolle des Priesters oder der Priesterin wird dabei nicht als Machtposition verstanden, sondern als Pflicht gegenüber Ort und Gemeinschaft.

Im modernen Irkanien wurde der Shinto vielfach mit lokalen Elementen verbunden. Der Anbau von Reisterrassen in den Bergen gilt ebenso als spirituelle Handlung wie die Instandhaltung von Quellen und Regenauffangsystemen. In Genepohl und Tarwah existieren sogar Techno-Schreine, in denen gespendete Mikroprozessoren symbolisch gereinigt und als Zeichen des Dankes für technologische Gelingen aufgehängt werden. Hier zeigt sich die irkanische Eigenart: Auch inmitten von Beton und Glas bleibt Platz für Stille, Respekt und Einklang mit dem Unsichtbaren.

Shinto ist damit keine laute Religion – sondern eine leise Kraft, die den Alltag durchzieht. Ihre Stärke liegt nicht in der Anzahl der Gläubigen, sondern in der Tiefe der Beziehung zur Welt. Sie braucht keine Worte, keine Missionare, keine Vorschriften. Ein frisch gereinigter Hauseingang, ein liebevoll gepflegter Garten oder das Aufstellen eines kleinen Altars für Verstorbene – das ist Shinto in Irkanien.

Sekten und Strömungen im irkanischen Shinto

Obwohl der Shinto in Irkanien meist als stille, persönliche Religionspraxis erscheint, haben sich mit der Zeit mehrere einflussreiche Strömungen herausgebildet. Diese Sekten sind keine Kirchen im westlichen Sinne, sondern geistige Richtungen – manche friedlich und künstlerisch, andere diszipliniert, mystisch oder radikal. Ihre Rituale, Strukturen und Vorstellungen vom Wirken der Kami unterscheiden sich, auch wenn sie denselben Ursprung teilen. Sie spiegeln die Vielfalt Irkaniens – und manchmal auch seine Abgründe.

Der Weg des stillen Steins (Ishikami no Michi)
Diese asketische Strömung verehrt die Ruhe, das Schweigen und die Dauer. Für ihre Anhänger wohnen die Kami nicht in Worten oder Lauten, sondern in Dingen, die verharren: Felsen, Erze, verlassene Orte. Ihre Schreine bestehen oft aus unbehauenen Steinen, umgeben von wildem Gras oder Eisenfragmenten. Rituale sind still, oft unbeobachtbar. Mitglieder arbeiten meist in Archiven, Steinbrüchen, Ruinenpflege oder als Chronisten. Sie sprechen wenig, schreiben noch weniger und gelten als Hüter des Vergangenen – wach, aber nie laut.

Die Kinder der Windlinie (Kazetsuchi no Ko)
Diese farbenfrohe Strömung verehrt Bewegung, Klang und Wandel. Ihre Gläubigen glauben, dass die Kami durch Wind, Tanz und Rhythmus sprechen. Ihre Schreine bestehen aus wehenden Bannern, Glockenspielen und mobilen Altären. Ihre Feste sind ekstatisch, ihre Gebete gesungen, ihr Glaube spielerisch. Viele leben nomadisch, verweigern offizielle Registrierung und tauchen plötzlich in Städten oder Dörfern auf – für ein Fest, einen Tanz, ein Opfer, bevor sie weiterziehen. Politisch gelten sie als harmlos, doch ihre Ablehnung staatlicher Ordnung stößt in Verwaltung und Militär auf Unmut.

Die Erben des inneren Feuers (Utsukami no Ke)
Diese Sekte glaubt, dass Hitze, Schmerz und Disziplin den Körper in ein Gefäß für die Kami verwandeln können. Ihre Mitglieder unterwerfen sich strengen Ritualen – Fasten, Isolation, Feuerbäder, Schweigephasen – um das innere Feuer zu entfachen. Ihre Schreine sind technisch ausgeklügelt: Meditationskammern, Dampfkreisläufe, kontrollierte Feueranlagen. Wer überlebt, gilt als gereinigt. Es gibt Gerüchte über Selbstverbrennungen, geschlossene Prüfungsorden und körperliche Versehrung als Weihe. Der Staat duldet die Sekte, das Othala beobachtet sie. Einige sagen, dass in den Schattenfluren des Zentralkommandos Kesselräume existieren, die nie zur Energiegewinnung gedacht waren.

Die Säuberer des Himmelsgebotes (Tenmei no Kiyomori)
Diese fanatische, strikt hierarchisch organisierte Sekte sieht den Staat Irkanien als vom Kami selbst erschaffenes Werkzeug der Ordnung. Ihre Mitglieder tragen schwarze Gewänder mit rot gesticktem Torii über dem Herzen. Sie glauben, dass wahre Reinheit nur durch Unterwerfung unter göttliche Ordnung entstehen kann – und dass Unreine, Zweifelnde und Asoziale dieser Ordnung im Weg stehen. Ihre Schreine befinden sich oft in Militäreinrichtungen oder Industrieanlagen, wo täglich Reinigungszeremonien stattfinden: mit Rauch, Feuer, Gebet und gelegentlich auch Gewalt.

Die Säuberer glauben an ein kommendes „Himmlisches Gericht“, bei dem Irkanien selbst als Schwert des Kami über die Welt fällt. Ihr Ziel ist es, die Gesellschaft innerlich zu disziplinieren und äußerlich zu reinigen – durch Predigt, Durchsuchung, manchmal durch Exorzismus und Umerziehung. Ihre Rekrutierungszentren überschneiden sich auffällig mit Standorten des Thurisaz. Offiziell werden sie als patriotische Glaubensgemeinschaft behandelt. Inoffiziell kursieren Listen von Menschen, die „durch Tenmei gereinigt“ wurden – durch Schweigehaft, Entzug, Drohung oder Schlimmeres. Die Sekte wächst. Sie verehrt Alrun Amalbalde nicht als Göttin – aber als Sendbotin des Willens. Und das genügt.

Berühmte Kami Irkaniens

In Irkanien ist die Welt voller Kami – nicht nur in Schreinen und Geschichten, sondern in Steinen, Ruinen, Maschinen, Reissäcken, Telefonleitungen und Windmustern. Manche Kami sind alt, ihre Namen uralt. Andere entstanden erst mit dem Bau eines Tunnels oder der Gründung eines Klanviertels. Viele gelten nur in bestimmten Regionen als göttlich – andere sind über das ganze Archipel hinweg berühmt, gefürchtet oder verehrt.

Amaterasu, die Sonnengöttin, gilt als Ursprung aller Licht-Kami. In Irkanien wird sie oft mit der weißen Mittagsglut über den Dächern von Irkania-Stadd identifiziert. Ihr wird jedes Jahr zum Lichtfest geopfert, meist in Form von Spiegeln, polierten Metallschalen oder durch Reinigung großer Stadtflächen.

Inari, der Gott des Reises und der Fruchtbarkeit, erscheint in Irkanien oft als silberner Fuchs mit leuchtenden Augen. Seine Schreine stehen an Marktplätzen, in Lagerhäusern und an Bahnhöfen. Viele Straßenhändler opfern ihm den ersten Bissen des Tages.

Susanoo, der Sturmgott, ist besonders an den Küsten und in Flugfeldern gegenwärtig. Er wird mit tobenden Maschinen, plötzlichen Stromausfällen und stürmischer Leidenschaft assoziiert. Wer sich ihm weiht, meidet Routine und sucht Grenzerfahrungen.

Tsukuyomi, der Mondgott, wird oft mit den stillen Bezirken der Städte verbunden – Archivräume, Bahnstationen um Mitternacht, Zimmer mit nur einer Lampe. Ihm opfert man Tee, Papier und Zeit. Manche Programmierer nennen ihn den Patron des nächtlichen Codes.

Hachiman, der Kriegskami, ist Schutzgeist vieler Veteranen und Offiziere. Er erscheint nicht als Schwert oder Rüstung, sondern als ruhiger Blick, der weiß, was Krieg ist. In Museen, in leeren Schießständen und in Grabstätten spürt man seine Gegenwart.

Tō-no-Kami, der Gott der Felder, lebt in den Randzonen der Städte, wo Asphalt in Erde übergeht. Ihm werden alte Schuhe geopfert, um symbolisch das Gehen auf dem Acker zu ehren. Viele Gärtner flüstern seinen Namen, wenn sie die erste Furche ziehen.

Shirai no Miko ist eine irkanische Kami, die angeblich in einer stillgelegten Metrostation unter Genepohl erschien. Sie hat die Gestalt eines Mädchens mit leuchtenden Wangen und metallenen Handflächen. Ihr folgen Kinder, Alte und jene, die niemand sonst hört.

Kurotori, der Schwarze Hahn, ist ein zorniger Kami, der sich mit vergessenen Versprechen nährt. Er erscheint in verfallenen Kasernen, auf vergessenen Baustellen oder bei leerstehenden Wohnblocks. Man sagt, wer ihn dreimal sieht, verliert sein Gesicht im Spiegel.

Midari, die Göttin des Ungleichgewichts, erscheint immer dann, wenn zu viel Ordnung herrscht. Ihre Altäre sind oft unabsichtlich – ein Stuhl auf der Straße, ein Koffer im Baum, ein Wassertropfen, der gegen die Windrichtung fällt. Künstler verehren sie, Bürokraten fürchten sie.

Hinome, die Rußflamme, wohnt in verlassenen Industrieanlagen. Sie ist klein, aber unsterblich. Kein Feuerzeug entzündet sich ohne ihr Flackern. Wer ihr begegnet, erkennt sie am Geruch von warmem Metall und alten Kohleresten. Ihr opfert man Öl, Nägel und Fehler.

Tatsurugi ist der Kami eines legendären Katanas, das angeblich beim Fall der alten Monarchie zerschmolz. Sein Geist lebt weiter in jeder Waffe, die mit Ehre getragen wird. Einige sagen, er war früher ein Mensch. Andere glauben, er war nie etwas anderes als Wille.

Asuna-no-Tame, die Stille des Morgens, ist der Kami der letzten Minute vor dem Lärm. Sie wohnt in Teeküchen, Schlafzimmern, leeren Schulfluren und in der Atempause vor dem Befehl. Wer sie verletzt, verliert das Maß. Wer sie ehrt, behält es.

Kigane ist die Kami der Goldadern. Sie wird angerufen bei Finanzverhandlungen, aber auch beim Einschmelzen alten Schmucks. Ihre Laune ist wechselhaft. Ihre Farben sind Messing und Blutrot.

Meikoku ist der Schatten der Städte. Er wandelt unter Neonlicht und in den Zwischenräumen von Fahrstühlen. Er spricht nicht, aber sein Blick ist spürbar, wenn du nachts glaubst, beobachtet zu werden. Viele jungen Shintoisten rufen ihn in poetischer Verehrung an – als jenen, der alle Zivilisation mitträgt und niemals schläft.

Neru, die Schlafende Brücke, ist ein regionaler Kami aus Tarwah. Sie bewohnt eine halb eingestürzte Brücke, die seit 60 Jahren nicht mehr instand gesetzt wurde. Dennoch geht niemand verloren, der sie überquert – sofern man vorher eine Münze in die Rinne legt. Niemand kennt ihren Ursprung, aber ihr Schrein wird gepflegt wie ein Familienmitglied.

Fushiro, der Unterschlupf, ist der Kami alter Betonbauten, besonders der Notunterkünfte aus den Kriegsjahren. Er wird angerufen, wenn es regnet und man kein Dach hat. Er erscheint als grünlicher Lichtschein in verrottenden Neonröhren. Ihm opfert man leere Batterien.

Kazami, das Auge des Windes, ist weder männlich noch weiblich. Es erscheint auf Bergen, in engen Tälern und in Momenten völliger Windstille. Wer Kazami begegnet, muss stillhalten – keine Bewegung, kein Wort – sonst wird der Moment verfliegen, und mit ihm vielleicht mehr als nur Zeit.

Naraki ist der Kami der gebrochenen Maschinen. Er lebt in alten Kopierern, kaputten Ampeln, nicht funktionierenden Fahrstühlen. Viele glauben, er sei ein Spottgeist. In Wahrheit wird er nur dann ärgerlich, wenn man ihn nicht ernst nimmt. Techniker, die ihm still danken, berichten von plötzlichen, unerklärlichen Reparaturen.

Kuyomari ist die Göttin der Erinnerung an das, was nie geschah. Ihre Schreine befinden sich an Orten, wo einst etwas geplant war: der Bahnhof, der nie gebaut wurde; der Tunnel, der ins Nichts führt. Schriftsteller beten zu ihr, wenn sie Inspiration brauchen.

Amaki, die Regendame, erscheint überall dort, wo der Regen Menschen in Bewegung bringt – unter Vordächern, an Bushaltestellen, in Innenhöfen. Sie liebt es, wenn Menschen aus Versehen gemeinsam lachen. Ihr Zeichen ist der Schirm, der sich nicht schließen lässt.

Tsuruya ist der Kami der alten Leute, die alles noch wissen. Sie wohnt in Nähkörben, Fotokisten, Radiogeräten. Wenn man nachts eine alte Geschichte erzählt, sitzt sie vielleicht mit am Tisch. Ihr ist kein Schrein gewidmet – aber viele Opas murmeln ihren Namen, wenn die Enkel nicht zuhören.