Das Hofland – „Zentrum der Welt“
10. Byakuren-fu (白蓮府) – „Amt des Weißen Lotus“
Grunddaten und Lage
Byakuren-fu ist eine Sonderverwaltungszone unter direkter Aufsicht des Hofes. Sie liegt an der mittleren Westküste des Reiches zwischen 15° und 17° nördlicher Breite und 96° bis 99° westlicher Länge. Mit einer Fläche von rund 67.160 km² und etwa 8,85 Millionen Einwohnern ist sie dichter besiedelt als jede andere Region, aber zugleich weitläufig genug, um Stadt, Landwirtschaft und Küstengebiete zu vereinen. Sie grenzt im Osten an Tsukikawa, im Süden an Hoshigane, im Norden an Kasei, im Westen an das Meer.
Natur und Nutzung
Das Zentrum der Präfektur bildet die ausgedehnte Hauptstadtregion Byakuren, die in mehrere konzentrische Planringe gegliedert ist. Der Westen besteht aus flachen Küstenzonen mit Dämmen, Hafenanlagen und künstlichen Inseln, während das Hinterland aus Ebenen und niedrigen Hügeln besteht, die in geometrischen Feldern kultiviert sind. Das Klima ist tropisch-feucht, aber durch ausgedehnte Wasserbauwerke reguliert. Entlang der Küste liegen Mangrovenreservate, im Osten Reisanbauflächen, die unter Verwaltung des Hofes stehen und die Hauptstadt direkt versorgen.
Bevölkerung und Siedlungsstruktur
Byakuren-fu vereint urbane Dichte und kontrollierte Fläche. Im Zentrum liegt der Palastbezirk, der nur für Angehörige bestimmter Linien zugänglich ist. Die Hauptstadt selbst ist ringförmig organisiert, umgeben von Verwaltungs-, Wohn- und Versorgungsgürteln. Außerhalb dieser Zone liegen kleine Städte, Klosterhöfe und Beamtenkolonien, die in das Verwaltungssystem eingebunden sind. Privateigentum existiert kaum; Landnutzung wird über Hoflizenzen geregelt. In den südlichen und nördlichen Randzonen leben Arbeiterfamilien und Hilfskräfte, oft in staatlichen Unterkünften.
Wirtschaft und Institutionen
Byakuren-fu beherbergt den Sitz aller zentralen Institutionen des Reiches – den Hof, das Zentralkommando, die Stille Kammer (Shizuka no Ma), den Kreis der Deutung (Yomiyaku no Wa) und das Amt für Äußere Spiegelung (Sotoba no Koe). Wirtschaftlich ist die Region auf Verwaltung, Forschung und kultische Produktion spezialisiert: Archivwesen, Präzisionshandwerk, Textil- und Keramikmanufakturen für rituellen Gebrauch. Landwirtschaftliche Flächen stehen unter direkter Aufsicht; Export ist untersagt.
Gesellschaft und Gegenwart
Byakuren-fu gilt im Reich als Abbild der idealen Ordnung. Die Straßen sind still, die Abläufe präzise, die Hierarchie allgegenwärtig. Doch unter der makellosen Oberfläche herrscht ein Klima ständiger Beobachtung. Sprache ist formalisiert, Abweichung selten, Humor ein Luxus. Die Bewohner sind stolz auf ihre Nähe zum Hof, zugleich erschöpft von der Last der Perfektion. Nachts ist die Stadt hell erleuchtet, nicht aus Freude, sondern damit sie nie ganz schläft. In Berichten heißt es, Byakuren-fu sei „das Auge des Reiches“. Wer dort lebt, sieht – und wird gesehen.
11. Hoshigane (星金) – „Sternmetall“
Grunddaten und Lage
Hoshigane liegt südlich der Hauptstadtpräfektur Byakuren-fu, zwischen 14° und 16° nördlicher Breite und 96° bis 99° westlicher Länge. Mit einer Fläche von rund 68.000 km² und etwa 10,2 Millionen Einwohnern ist sie eine der industriell wichtigsten Domänen der westlichen Küstenebene. Sie grenzt im Norden an Byakuren-fu, im Osten an Tsukikawa, im Süden an Tensui und im Westen an das Meer. Der Name geht auf alte Legenden zurück, in denen vom „Metall des Sternlichts“ die Rede ist – eine poetische Anspielung auf die früher hier geförderten Erze.
Natur und Nutzung
Das Terrain ist flach bis leicht hügelig, durchzogen von Kanälen und alten Flussarmen. Küstennahe Sumpfgebiete wurden trockengelegt und in Industriezonen umgewandelt, während die östlichen Anhöhen von dichtem Bambus und jungen Wäldern bedeckt sind. Das Klima ist tropisch-feucht, die Regenzeit ausgeprägt, mit gelegentlichen Überschwemmungen im Süden. Die Böden sind fruchtbar, werden aber kaum noch landwirtschaftlich genutzt. Stattdessen dominieren Produktionsstätten, Raffinerien und Energieanlagen, die in langen Korridoren parallel zur Küste angeordnet sind.
Bevölkerung und Siedlungsstruktur
Die Bevölkerung konzentriert sich in industriellen Ballungszentren entlang der Hauptverkehrsachsen. Städte wachsen linear, verbunden durch Schienennetze und Versorgungskanäle. Wohnsiedlungen für Arbeiter bestehen aus standardisierten Häusern und Wohneinheiten, während höhergestellte Angestellte in separaten Bezirken leben. Die Bevölkerung ist diszipliniert, aber wenig mobil; Lebensläufe sind an Betriebe gebunden, Genehmigungen für Ortswechsel häufig erforderlich. In den westlichen Außenbezirken bestehen Reste alter Fischersiedlungen, heute als Arbeitsreservate geführt.
Wirtschaft und Institutionen
Hoshigane ist das industrielle Rückgrat des westlichen Reiches. Hier werden Maschinen, Metallwaren, Chemikalien und Energiekomponenten hergestellt. Der Hauptsitz des Amtes für Produktionsbalance (Seisan Chōwakukyoku) befindet sich in der Hauptstadt der Präfektur. Der Großteil der Energie stammt aus Gas- und Solarkraftwerken; in den letzten Jahren wurden zudem Meereswindanlagen entlang der Küste errichtet. Landwirtschaftliche Flächen im Osten sind staatlich verpachtet und dienen der Versorgung der Industriebezirke. Der Staat kontrolliert Arbeitszeiten, Ausbildung und Sicherheit direkt über lokale Kommissariate.
Gesellschaft und Gegenwart
Hoshigane ist das Gesicht der modernen Produktivität des Reiches – geordnet, effizient, aber ohne Raum für Eigenleben. Die Menschen sind stolz auf ihre Arbeit, doch kaum jemand besitzt Eigentum. Freizeit ist standardisiert, Feste planmäßig. Umweltfragen werden nicht öffentlich diskutiert; das Meer vor der Küste ist trüb, doch kein Thema. Hinter der Disziplin liegen Müdigkeit und stille Erosion: rostende Wohnblocks, flackernde Reklameschilder, verlassene Schulen in alten Industrievierteln. In den Berichten des Hofes heißt es, Hoshigane sei „das Reich in Bewegung“. Wer dort lebt, weiß, dass Bewegung nicht immer Fortschritt bedeutet.
12. Tsukikawa (月川) – „Mondfluss“
Grunddaten und Lage
Tsukikawa erstreckt sich zwischen 14° und 17° nördlicher Breite und 97° bis 100° westlicher Länge über weite Ebenen östlich der Hauptstadt. Mit einer Fläche von etwa 85.000 km² und einer Bevölkerung von rund 12,6 Millionen Menschen gehört es zu den größten und am stärksten verwalteten Reichsdomänen. Es grenzt im Westen an Byakuren-fu und Hoshigane, im Norden an Kasei, im Osten an Tensui und im Süden an Kurehama. Die Landschaft besteht aus sanft gewellten Ebenen mit verzweigten Flussläufen, die bei Nacht das Licht der Städte spiegeln – daher der Name „Mondfluss“.
Natur und Nutzung
Tsukikawa besitzt fruchtbare Böden und kontrollierte Wasserläufe. Das Klima ist tropisch, doch durch Kanäle, Dämme und Speicherteiche streng reguliert. Die Vegetation ist kultiviert: Reis, Soja, Baumwolle und Gemüse dominieren; Wälder existieren nur in planmäßig angelegten Gürteln zur Klimapufferung. Flüsse werden für Transport und Bewässerung genutzt, an ihren Ufern liegen Verwaltungsstädte und Ausbildungslager. Der Naturraum gilt als vollständig erschlossen, jede Fläche ist verzeichnet und einer Funktion zugeordnet.
Bevölkerung und Siedlungsstruktur
Die Bevölkerung ist gleichmäßig über die Ebenen verteilt, mit dicht bebauten Verwaltungskernen in den Bezirken der Hauptflüsse. Städte sind quadratisch geplant, mit klaren Achsen und zentralen Plätzen. Die Alphabetisierungsrate ist nahezu vollständig; Schulen und Verwaltungseinrichtungen strukturieren den Alltag. In der Nähe von Byakuren-fu leben viele Beamtenfamilien, deren Angehörige im Dienst der Zentralbehörden stehen. Im Osten dagegen existieren alte Dörfer, deren Bewohner einst Fischer oder Flusshändler waren und heute in Transportkooperativen arbeiten. Ureinwohner gibt es hier kaum noch – sie wurden im 19. Jahrhundert in die östlichen Kuni-Gebiete verlegt.
Wirtschaft und Institutionen
Tsukikawa gilt als logistisches Rückgrat des Reiches. Der Großteil der Güter, die nach Byakuren-fu und Hoshigane gelangen, passiert seine Häfen, Kanäle und Bahnknoten. Neben Verwaltung und Transport prägen Bildung und technische Forschung die Region: Ingenieurs- und Verwaltungshochschulen bilden Personal für den gesamten Staat aus. Die landwirtschaftliche Produktion ist hoch mechanisiert und dient der Eigenversorgung des Verwaltungsapparats. Öffentliche Ordnung wird durch lokale Kommissariate gewahrt; Militär ist kaum sichtbar, aber präsent.
Gesellschaft und Gegenwart
Tsukikawa ist das Abbild der funktionierenden Mitte – solide, höflich, selbstsicher. Der Lebensstandard ist überdurchschnittlich, der Alltag geregelt, der Glaube dezent. Doch die Nähe zur Macht hat einen Preis: Jeder kennt die Hierarchie, jeder weiß, wie weit das eigene Wort trägt. Kritik äußert man nicht laut, sondern in kleinen Gesten, in höflichem Schweigen. Offizielle Berichte beschreiben Tsukikawa als „Ort der vernünftigen Bürger“. Für viele ist es der Ort, an dem Vernunft zur Religion geworden ist.
13. Tensui (天水) – „Himmelswasser“
Grunddaten und Lage
Tensui liegt zwischen 13° und 16° nördlicher Breite und 97° bis 101° westlicher Länge im südöstlichen Reichsteil. Mit einer Fläche von etwa 74.000 km² und rund 9,8 Millionen Einwohnern zählt es zu den größeren, aber topographisch zerschnittenen Domänen. Es grenzt im Norden an Tsukikawa, im Westen an Hoshigane, im Süden an Kurehama und im Osten an Takashiro. Der namensgebende Tensui-Fluss entspringt in den östlichen Gebirgen, durchfließt schmale Hochtäler und mündet im Westen in die Tiefebene von Hoshigane.
Natur und Nutzung
Das Gebiet ist geprägt von einer Abfolge enger Täler, bewaldeter Hügel und schroffer Bergflanken. Das Klima ist tropisch, aber gemäßigter als an der Küste, mit kühleren Nächten und häufigen Nebeln. Der Fluss hat klares, mineralreiches Wasser und wird an mehreren Stellen zur Energiegewinnung gestaut. Seine Ufer sind steil, der Boden steinig und von Lianen, Farnen und Feigenbäumen bewachsen. Landwirtschaft findet auf Terrassen statt: Reis, Tee, Früchte und Kräuter werden in kleinen Parzellen angebaut, die sich entlang der Hänge ziehen.
Bevölkerung und Siedlungsstruktur
Die Bevölkerung lebt in Flusstälern und auf den Terrassenhängen, wo Straßen den Verlauf des Wassers nachzeichnen. Die Siedlungen sind alt, viele Häuser aus dunklem Holz gebaut und in Hanglage terrassiert. Das Bevölkerungszentrum liegt in der mittleren Talregion, wo sich Handel, Verwaltung und Transport bündeln. Die Menschen gelten als zurückhaltend und arbeitsam, mit starker Bindung an den Fluss. In den oberen Seitentälern bestehen abgelegene Dörfer indigener Herkunft, in denen alte Sprachen und Riten überdauern. Offiziell gelten sie als „kulturell geschützt“, inoffiziell als vergessen.
Wirtschaft und Institutionen
Tensui verbindet Landwirtschaft, Energie und Verkehr. Mehrere Wasserkraftwerke und kleine Industrieanlagen nutzen den Flusslauf. Teeproduktion, Bergbau auf Mangan und Edelsteine sowie Holzverarbeitung sichern die regionale Wirtschaft. Die Verwaltung sitzt in einer Hochterrassenstadt am zentralen Flussknie, wo sich auch technische Hochschulen und hydrologische Institute befinden. Der Staat betreibt hier Messstationen und nutzt die Region als Modell für geordnete Ressourcennutzung.
Gesellschaft und Gegenwart
Das Leben in Tensui ist geordnet, aber eng. Die Täler wirken ruhig, fast andächtig, doch viele Familien leben auf begrenztem Raum. Junge Menschen ziehen in die Ebenen, während die Alten an den Hängen bleiben. Der Fluss ist das verbindende Element – Lebensader, Orientierung und Glaube zugleich. Tempel am Wasser sind gepflegt, doch ihre Stiftersteine tragen Namen, die niemand mehr spricht. In Berichten heißt es, Tensui sei „ein Ort, an dem der Himmel das Wasser berührt“. Wer dort lebt, weiß, dass das Wasser eher die Menschen geformt hat.
15. Sōen (蒼苑) – „Blaue Gärten“
Grunddaten und Lage
Sōen ist ein Ryō, eine kaiserliche Domäne an der mittleren Westküste des Reiches. Sie liegt zwischen 16° und 18° nördlicher Breite sowie 105.6° und 109.5° westlicher Länge. Mit einer Fläche von 49 957 km² und rund 5,5 Millionen Einwohnern zählt sie zu den kleineren, aber einflussreichen Domänen. Sōen grenzt im Norden an Hoshigane, im Osten an Tensui und im Süden an Shirotani. Die Region umfasst flache Küsten im Norden und ansteigende, bewaldete Hügel im Süden, die in Gebirgszüge übergehen.
Natur und Nutzung
Das Klima ist tropisch-maritim, mit klaren Jahreszeiten und reichlich Niederschlägen. Die nördlichen Ebenen sind fruchtbar und werden intensiv landwirtschaftlich genutzt, während die südlichen Hügel dichter bewaldet und landschaftlich geprägt sind. Entlang der Küste liegen Sandstrände und alte Fischerdörfer, weiter landeinwärts prägen Terrassengärten, Bambushaine und Parks das Bild. Viele dieser Gartenanlagen stammen aus der frühen Hofzeit und werden heute als nationales Kulturerbe gepflegt.
Bevölkerung und Siedlungsstruktur
Die Bevölkerung konzentriert sich auf den nördlichen Küstenstreifen und mehrere mittlere Städte, in denen Verwaltung, Kunst und Bildung eng verflochten sind. Die größte Stadt, Sōen-shi, gilt als kulturelles Zentrum des Reiches außerhalb der Hauptstadt. Hier befinden sich Theater, Musikschulen und Handwerksgilden, die auf traditionelle Architektur spezialisiert sind. Im Süden leben kleinere, handwerklich geprägte Gemeinschaften, deren Lebensweise stärker religiös beeinflusst ist.
Wirtschaft und Institutionen
Sōen ist wirtschaftlich durch Kultur-, Bildungs- und Tourismussektor geprägt. Die Region beherbergt die Akademie der Künste des Westens sowie mehrere staatlich finanzierte Restaurationsbetriebe. Landwirtschaft und Fischerei sichern die lokale Versorgung, während feine Textilien, Papier- und Keramikwaren exportiert werden. Die Verwaltung legt besonderen Wert auf Bewahrung; jede Baumaßnahme unterliegt Genehmigung durch das Amt für Historische Gärten (Rekishi Enkyoku).
Gesellschaft und Gegenwart
Sōen gilt als ruhig, kultiviert und etwas altmodisch. Kunst und Etikette bestimmen den Alltag, und viele Familien pflegen eine Haltung höflicher Zurückhaltung. Das Reich sieht in Sōen ein Vorbild für „zivilisierte Ausgewogenheit“. Doch hinter den gepflegten Fassaden gibt es Spannungen: steigende Lebenshaltungskosten, Wegzug junger Menschen und stille Konkurrenz zwischen Künstlern und Verwaltung. Nach außen bleibt Sōen ein Ort der Schönheit – im Inneren jedoch ringt es darum, ob es Museum oder Gegenwart sein will.
17. Inatori (稲取) – „Reisquelle“
Grunddaten und Lage
Inatori liegt an der mittleren Ostküste des Reiches, dort, wo die Ebenen der nördlichen Ryō sich allmählich in feuchtes Hügelland verwandeln. Zwischen 14° und 17° nördlicher Breite und 104° bis 107° westlicher Länge zieht sich die Domäne über 55.990 km² Land mit einer Bevölkerung von etwa 9,7 Millionen Menschen. Im Norden grenzt sie an Sōen, im Osten an Tsukikawa, im Süden an Shirotani und Hinosato, im Osten an das Meer.
Natur und Nutzung
Die Landschaft wirkt weit und sanft. Flüsse fließen träge aus den Hügeln hinab, verlieren sich in Reisfeldern und Lagunen, bevor sie das Meer erreichen. Das Klima ist feuchtwarm, die Luft salzig, und selbst im Winter trägt der Wind noch den Geruch von Wasser. Inatori gilt als eines der ertragreichsten Gebiete des Reiches.
Der Boden ist tief, fast schwarz, und wo kein Reis wächst, gedeihen Früchte, Lotus und Bambus. Über Jahrhunderte hat der Mensch das Land geformt – Terrassen, Deiche, Kanäle, in gleichmäßigem Rhythmus, als wäre die Landschaft selbst Teil eines Rituals.
Bevölkerung und Siedlungsstruktur
Die Küste ist dicht besiedelt, von Städten, Märkten und kleinen Werften gesäumt. Das Landesinnere hingegen bleibt ländlich, geprägt von Reisbauern und alten Dorfverbänden, deren Gemeinschaften noch immer gemeinsam pflanzen und ernten.
Die Hauptstadt Inatori-shi liegt unweit einer Flussmündung; dort kreuzen sich Straßen, Wasserwege und der alte Küstenzug, der weiter nach Süden führt. Das Leben ist geordnet, der Ton höflich, die Tage verlaufen nach dem Takt der Felder.
Viele Familien leben seit Generationen auf demselben Land; Besitz ist hier nicht Wohlstand, sondern Pflicht. Nur wenige wagen den Schritt in andere Domänen – die meisten bleiben, weil sie wissen, dass ihr Tun den Rhythmus der Hauptstadt ernährt.
Wirtschaft und Institutionen
Inatori ist eine Domäne der Versorgung. Reis und Fisch, Textilien und Tonwaren verlassen täglich ihre Häfen in Richtung Westen.
Die Verwaltung überwacht Bewässerung, Abgaben und Transportwege mit strenger Genauigkeit, doch Eingriffe erfolgen selten offen.
Küstenkommandanturen beaufsichtigen die Schifffahrt, während in den Tempeln die alten Wasserfeste gefeiert werden – Überbleibsel aus einer Zeit, in der Regen noch als Gabe galt, nicht als planbare Größe.
Im Hafen von Kōrōhama liegt ein kleiner Marinestützpunkt, unscheinbar, aber ständig besetzt; man sagt, die Schiffe dort fahren häufiger aus, als Berichte es vermerken.
Gesellschaft und Gegenwart
Inatori ist friedlich, aber nicht sorglos. Der Wohlstand ist sichtbar, doch viele spüren, dass er fragil ist. Die Jüngeren zieht es in die Städte des Nordens; in den Dörfern bleiben die Alten, die über die Kanäle wachen und die Feste ausrichten.
Das Reich nennt Inatori „den Atem der Küste“, und das trifft: Hier herrscht keine Hast, sondern ein gleichmäßiges, leises Arbeiten.
Man sagt, die Menschen dort sprechen langsam, um den Reis nicht zu vergessen. Abends, wenn das Meer still ist und der Wind vom Westen kommt, leuchten die Felder wie aus Glas – und alles scheint so geordnet, dass man fast glauben könnte, es sei ewig so gewesen.