Diagnosebezeichnung:
Kardial-Topographische Dissoziation (KTD-Syndrom)
umgangssprachlich: Marvinsche Kartentrübung, Monokartomanie, Kartenzwangsstörung Typ M

Diagnosecode:
DCM-292.4-KTD

1. Klinisches Bild

Die Kardial-Topographische Dissoziation (KTD) ist eine tiefgreifende kartographische Wahrnehmungsstörung, bei der betroffene Individuen eine einzige geopolitische Darstellung (meist die eigene Karte oder die eines ideologischen Bezugspols) als alleinige Realität ansehen. Andere Karten, Layer oder Narrative werden entweder ignoriert oder als „falsch“, „verwirrend“ oder gar „feindlich“ abgelehnt.

2. Symptome und Verlauf

Leitsymptome:

  • Monotopisches Weltbild mit extremer Kartenzentrik.

  • Immunität gegen multilaterale Weltinterpretationen.

  • Reflexhafte Ablehnung alternativer Koordinatensysteme („Das ist nicht auf unserer Karte!“).

  • Verfolgungswahn im Kontext konkurrierender Kartografien.

  • Paranoide „Grenzverteidigung“ gegen kontextuelle Perspektivwechsel.

  • Simulationale Blindheit: Die Unfähigkeit, Sim-on und Sim-off zu trennen, selbst bei explizitem Hinweis.

  • Manifestationsvermeidung: Betroffene erscheinen oft nur bei kartografischen Diskussionen.

Begleitphänomene:

  • Tachykritik (schnelle, polemische Kritik an anderen Karten ohne Begründung).

  • Topologische Angstzustände (z.B. bei Änderung von Maßstäben oder Layerwechseln).

  • In schweren Fällen: Verlust der Fähigkeit, realweltliche Länder von simulativen zu unterscheiden.

3. Kulturelle Kodierung (Irkanien-spezifisch)

Im irkanischen Kontext wird das Syndrom gelegentlich auch als dreybürgische Karte (pejorativ) oder Marvinsches Syndrom bezeichnet – benannt nach einem frühen Fall aus der imperialen Simulationsszene, bei dem ein Proband sämtliche anderen Weltmodelle systematisch ausblendete und dabei eine schwer behandlungsresistente Rechthaberei entwickelte.

Die Krankheit widerspricht dem Grundsatz der aam'ne-Doktrin, wonach jeder Irkanier als aktives, gestaltendes Subjekt auch mit konkurrierenden Realitäten umgehen muss. Entsprechend wird das Syndrom im Kultur- und Propagandaapparat als gefährliche Regression angesehen.

4. Differenzialdiagnose

Abgrenzung erforderlich gegenüber:

  • Simplotischer Isolationismus (DCM-292.4a): bewusste Weigerung, sich mit anderen Nationen zu vernetzen, ohne Realitätsverlust.

  • Fraktale Kartenvielschichtigkeit (DCM-293.1): komplexe, aber kognitive Navigation multipler Realitäten.

  • Irreguläre Kartenfixierung (DCM-295.7): meist nur ästhetische Besessenheit ohne Realitätsverlust.

5. Therapieansätze

Standardmaßnahmen:

  • Konfrontative Kartenschulung (KKS): Konfrontation mit widersprüchlichen Weltkarten, z. B. durch Layer-Mapping.

  • „Sim-on/Sim-off“-Rollenspiele zur kognitiven Entflechtung.

  • Dialektisch-kartographische Verhaltenstherapie (DKVT).

  • In schweren Fällen: administrative Isolation auf Discord-Sidechanneln oder Platzierung in Simulationszonen Typ „Z“.

Irkanische Sonderbehandlung:

  • Unterbringung im Kulturellen Rehabilitationszentrum für Kartenverwirrte (KRK).

  • Zwangszuweisung einer drittstaatlichen Karte und tägliches Umskizzieren unter Aufsicht eines roothamarisch ausgebildeten Kartentherapeuten.

6. Prognose

Die Prognose ist abhängig vom Maß der Entkopplung. Früh erkannte Fälle mit Restbezug zur Simulationsrealität haben gute Chancen. Chronifizierte Fälle mit multipler Blocklisten-Resistenz gelten hingegen als nicht remittierend.

7. Ethik und Gesellschaft

In Irkanien ist die Kardial-Topographische Dissoziation keine „klassische“ Behinderung, sondern eine Verirrung im öffentlichen Denken, die mit einer Mischung aus Mitgefühl, Humor und sarkastischer Reeducation begegnet wird. Die mediale Aufarbeitung erfolgt meist über IRK-Net-Miniserien, in denen Betroffene unter Aufsicht eines Othala-Psychologen „zurückgepingt“ werden.