Name und Status

Der Distrikt Südküste Ost bildet den südlichen Abschluss der irkanischen Kernregionen und ist geprägt durch seine enge Verzahnung mit den Metropolen Irkania-Stadd im Norden und Genepohl im Zentrum. Die Metropole Genepohl ist ausgegliedert, aber strukturell und wirtschaftlich so eng mit dem Umland verwoben, dass der Distrikt ohne sie nicht beschreibbar ist.

Geographie und Verlauf

Die Küstenlinie ist südlich gekrümmt, schlägt in Lette einen Bogen, führt weiter nach Südwesten in die weitgeöffnete Bucht von Genepohl. Von dort zieht sich die Küste nach Linden, in eine weitere Bucht, dann in langen Schwüngen nach Bod, über die Landausbuchtung Hoper, bis zur letzten Einbuchtung bei Menhir, wo die Küste schließlich westwärts in die Südküste West übergeht.
Im Norden:
Die Autobahn 1 kommt von Irkania, durchquert Jahn, dann Genepohl, bleibt aber teils abseits der Wasserlinie.
Im Gebiet zwischen Irkania und Genepohl liegen Bokel und Burga, Letzteres als wichtigste Festung Irkaniens – strategisch, symbolisch, uneinnehmbar.
Im alten Asteroidenkrater nördlich von Menhir liegt die Stadt Maddin, eine Mischung aus neuem Wirtschaftscluster und geologischer Wunde.
Im Westen nahe der Distriktgrenze liegt Thalin, bekannt für die berühmteste Rennstrecke des Landes – laut, riskant, glamourös.

Genepohl – Das Herz, das brennt

Mit 28.447.000 Einwohnern ist Genepohl die größte Stadt der Republik – kein urbanes Zentrum, sondern ein planetarisches Organ, das pulsiert, brodelt, schwitzt. Ein Schmelztiegel aus Hitze, Kapital, Kontrolle und Kontrollverlust. Die Metropole erstreckt sich auf der Fläche Irkania-Stadds, doch verdichtet wie ein geballter Faustschlag: fast 50 % mehr Menschen, weniger Platz, mehr Druck.

Das BIP Genepohls liegt bei über 1,1 Billionen Euro – mehr als viele Nationalstaaten. Und es fühlt sich so an. Nicht wie eine Stadt, sondern wie ein Kollektiv aus Schichten, Zonen, Systemen. Exterritoriale Wirtschaftszonen mit eigenen Sicherheitsapparaten stehen neben Z-Zonen, in denen das Recht des Stärkeren längst Gesetz geworden ist. Aus der Luft schneit sich Genepohl ewig in alle Richtungen auszubreiten. 

Tropisch heiß. Feucht. Undurchlässig. Beton glänzt neben rostenden Gittern, Glasfassaden werfen das Licht zurück in Straßen, die längst keine Namen mehr tragen. Die Lorelei, heiliger Strom und Müllrinne der Moderne, mündet hier in den Asurik – überwacht von Drohnen, umspielt von Plastik und Öl.

Und trotzdem: Die Stadt lebt. Und sie brüllt.

Stampfender irkanischer Techno bebt durch stillgelegte Tiefbahnschächte, wo sich Jugendliche nachts ihre eigenen Rituale schaffen.
Asatru-Black und Death Metal kreischt aus improvisierten Bühnen zwischen zerborstenen Parkdecks und alten Versammlungshäusern.
Irkanischer Rap-Sprechgesang dröhnt aus zerkratzten Lautsprechern – rotzig, poetisch, voller Verachtung und Hoffnung zugleich.

Es ist eine mutige, wütende Jugend, die sich nicht duckt. Eine Generation, die in Parks zwischen Plattenbauten aufwächst, die sich ihre eigenen Rituale schafft, zwischen grillendem Beton und glühenden Halluzinationen.
Eingerostete Muster, die man ihnen aufzwingen will, lösen sich unter ihren Stimmen, unter ihrem Bass, unter ihrem „nein“. Sie feiern sich, sie kämpfen sich, sie gründen Klans neu. Sie glauben nicht mehr an Erlösung – nur an den nächsten Tag. Und der reicht.

Denn Genepohl ist nicht schön. Genepohl ist real.

Hier ist alles verdichtet: Wirtschaft, Gewalt, Glaube, Körper, Sprache.
Hier lebt man entweder schnell oder gar nicht.
Wer Genepohl verlässt, spricht leise. Wer bleibt, spricht laut.

Und wer über Genepohl urteilen will, sollte den Asurik gesehen haben – bei Nacht, bei Ebbe, bei Stromausfall. Dann, wenn nichts mehr funktioniert. Und alles lebt.

Struktur, Stadtbild und Zustand

Genepohl ist Stadtlandschaft und Kriegszone in einem:
Im Nordosten befindet sich das Gebiet des Reaktorunfalls – ein durchgeschmolzener Komplex, heute isoliert, abgedeckt, aber nie vergessen.
Z-Zonen prägen die äußeren Ringe: alte Industrieareale, soziale Experimente, improvisierte Infrastruktur.
Anarchistische Gruppen regieren de facto ganze Viertel – hinter der Mauer, die das Gebiet um den ehemaligen Reaktor trennt.
Megakonzerne betreiben in diesen Gebieten kontrollierte Rechtsfreiheiten – Geschäft mit Chaos, profitabel und abgesichert.
2 km vom schlimmsten Chaos entfernt wird Geld verdient wie nirgendwo sonst:
Maklerhochhäuser, Luxushotels, Bildungssilos
Unterirdische Bahnlinien, hypermoderne Frachthubs
Büros, in denen gleichzeitig gestritten und Millionen verschoben werden
Die Stadt kennt keine Mitte, keine Ruhe.
Sie ist das, was übrig bleibt, wenn sich Ideologie mit Marktwirtschaft vermählt – und niemand auf die Kinder aufpasst.

Wirtschaft und Kontraste

Was Genepohl ist 
— Logistikdrehscheibe, Finanzzentrum, Raumfahrtmodul, medialer Knotenpunkt
— Chaosgenerator, Energiefresser, Symbolstadt
In den Schattenvierteln leben Millionen zwischen improvisierten Energiesystemen, gestohlenen Daten und illegalen Kantinen.
Im Zentrum laufen Kampagnen, Kapitalströme, Strategien.
Asatruar, Shintoisten, Säkularisierte – alle leben hier, überlagert, nebeneinander, kaum je gemeinsam.

Politik und Kontrolle

Genepohl ist unter Beobachtung – vom Zentralkommando, von Naudiz, von Thurisaz, von den Megakonzernen selbst.
Trotzdem entzieht sich die Stadt jeder vollständigen Kontrolle.
Z-Zonen: mehr als irgendwo sonst im Land.
Sicherheitszonen: von AAA in den zentralen Kernen bis Z+ in den südöstlichen Rändern.
Burga sichert den Verkehr, Bokel ist das juristische Bollwerk.
Aber Genepohl lebt von seiner Widersprüchlichkeit – von der Spannung, vom Risiko, vom Exzess. Symbolik und Zukunft

Was passiert, wenn Irkania-Stadd und Genepohl endgültig zusammenwachsen?
Ein ideologischer Block trifft auf einen wirtschaftlichen.
Ein Kontrollapparat auf ein chaotisches Netzwerk.
Der kalte Stolz der Hauptstadt auf die flirrende Überhitze der Hafenmetropole.
Irkanien lebt von Dualitäten, und in Genepohl werden sie offen gelegt:
Industrieller Techno kontrastiert mit ernsten Volksliedern
Kreative Freiräume stoßen an die Grenzen von Konzernrecht
Fortschritt wird überlagert von Zynismus, Korruption, Kontrolle
Und doch: hier funktioniert das Land. Gerade so.
Hier wird es gebaut, zerstört, repariert.
Hier wird über Zukunft verhandelt – in Bitrate, Beton, Schweiß und Schmutz.