In einem Land, in dem Eigenständigkeit, Ordnung und Verlässlichkeit staatlich gewünscht und gesellschaftlich erwartet werden, ist das Angebot des Alltags keine Privatfrage – sondern ein Frage der Versorgungssouveränität. Deshalb haben sich über Jahrzehnte drei Giganten aus verschiedenen Regionen Irkaniens etabliert, die gemeinsam eine Art informelle Allianz bilden: DAHLRA, VIRMUND und KREMAT.
Sie konkurrieren nicht um Aufmerksamkeit – sie teilen den Raum. Jeder hat seine Sphäre. Ihre Herkunft prägt ihren Stil, ihre Produktpalette ihre Gesellschaftsrolle. Gemeinsam stehen sie für das, was man in Irkanien als Verbrauchertreue ohne Zwang kennt: Man könnte anders – aber warum?
1. DAHLRA
Sitz: Midgardia
Spezialisierung: Haushaltswaren, Hygiene, Pflegeprodukte
Gründung: 1926 als Hersteller von Notseife während einer Choleraepidemie
Slogan: „Sauber. Sicher. Stabil.“
DAHLRA ist der unauffällige Gigant – ein Konzern, der den Alltag prägt, ohne sich aufzudrängen. Ob Waschmittel, Toilettenpapier, Zahnpasta oder Windeln: DAHLRA stellt Produkte her, die funktionieren, lange halten und kaum auffallen – genau das macht sie so universell.
Die Verpackungen sind klar, etikettenneutral, staatlich genormt. Der Konzern ist stolz darauf, keine Designpreise zu gewinnen, sondern Verbraucherschätzungen über Jahrzehnte zu halten. DAHLRA-Produkte sind so konstant, dass sie selbst bei Naturkatastrophen Teil von Notfallpaketen des Zivil- und Katastrophenschutzes sind.
Staatsnähe: DAHLRA kooperiert eng mit Gesundheitsämtern und Zenthera bei der Standardisierung hautfreundlicher, resistenter Hygieneartikel. Ihre Produkte gelten als „systemwahrend“.
2. VIRMUND
Sitz: Vannenheim (heute: Odinsmark)
Spezialisierung: Kleidung, Textilien, Berufs- und Funktionsbekleidung
Gründung: 1908 als Uniformlieferant für die kaiserliche Berggendarmerie
Slogan: „Stil. Struktur. Stärke.“
VIRMUND ist sichtbar – aber nie laut. Der Konzern stellt Kleidung her, die funktioniert, sitzt und Haltung ausstrahlt. Von Schuluniformen über die Alltagskleidung der Beamten bis hin zu formellen Anzügen, Festtagskleidern und Funktionsmänteln im Schichtsystem: VIRMUND definiert das Erscheinungsbild des öffentlichen Lebens.
Was aus den traditionsbewussten Werkstätten Vannenheims stammt, ist klare Linienführung, gedeckte Farben, hohe Lebensdauer. VIRMUND-Kleidung hält in der Regel zehn Jahre oder mehr – und ist auf Reparaturfähigkeit hin entworfen. Knöpfe, Riegel, Fäden: alles genormt.
Kulturelle Besonderheit: Der VIRMUND-Stil wird von vielen als Ausdruck des republikanischen Ethos verstanden: Haltung durch Struktur. In vielen Regionen gilt es als Zeichen von Reife, wenn ein Jugendlicher seinen ersten VIRMUND-Mantel erhält – oft ein Geschenk der Großeltern.
3. KREMAT
Sitz: Maltretonia
Spezialisierung: Konsumtechnik, Elektrogeräte, Haushaltsmechanik
Gründung: 1953 als kommunaler Werkzeuginstandsetzungsbetrieb
Slogan: „Was du brauchst. Wo du lebst.“
KREMAT liefert die Dinge, die nicht glamourös sind – aber laufen müssen. Vom Wasserkocher über mechanische Toaster bis hin zu Radios, Herdplatten, elektrischen Reiben, Ventilatoren und Nähmaschinen: KREMAT macht Produkte, die lange leben und einfach repariert werden können.
Jedes KREMAT-Gerät kommt mit einer Reparaturanleitung. Ersatzteile sind landesweit genormt. In ländlichen Gegenden gibt es „KREMAT-Boxen“, aus denen Dorfbewohner Teile bestellen oder tauschen können. Besonders beliebt ist das System „3-Schrauben-Reparatur“: Wenn ein Gerät nicht mit drei Standardschrauben zu öffnen ist, wurde es nicht von KREMAT gebaut.
Staatliche Förderung: Im Rahmen des Programms „Versorgung durch Funktion“ wurden KREMAT-Produkte als versorgungsstabilisierend eingestuft und unterliegen Preisbindungsvorschriften – die Firma wird für langlebige Bauweise belohnt, nicht für Stückzahlen.
Das Zusammenspiel – Die Drei Hände
Im Volksmund werden DAHLRA, VIRMUND und KREMAT oft als die „Drei Hände des Haushalts“ bezeichnet:
- DAHLRA – die Hand, die reinigt
- VIRMUND – die Hand, die schützt
- KREMAT – die Hand, die arbeitet
Obwohl sie formal unabhängig sind, betreiben sie abgestimmte Marktpolitik, kontrollieren Lieferketten, definieren Standards und nutzen gemeinsame Netzwerke für Wartung, Verteilung und Kundendienst.
Kleine Anbieter finden keinen Platz zwischen ihnen – nicht weil sie unterdrückt werden, sondern weil niemand sie braucht. Wer gegen das Triumvirat konkurrieren will, muss nicht besser sein – sondern nötig. Und das ist selten.
Strategische Überlappung ohne formelle Allianz
Obwohl Dahlra, Virmund und Kremat jeweils klare Schwerpunkte besitzen, sind sie längst nicht auf diese Bereiche beschränkt. Alle drei produzieren in nahezu allen Segmenten der Konsumgüterwirtschaft – von Seife über Textilien bis zu Küchengeräten. Die klare Trennung in „Hauptsphären“ ist weniger Realität als Marketingnarrativ.
Dahlra vertreibt neben Hygieneprodukten inzwischen komplette Serien von einfacher Funktionskleidung, Putztechnik, Küchenbedarf und sogar sogenannte "Sicherheitslösungen für das häusliche Umfeld" – also Rauchmelder, Wasserfilter, Luftreiniger. Offiziell unter dem Label der „hygienischen Gesamterfahrung“.
Virmund wiederum exportiert längst nicht mehr nur Kleidung. Die Virmund Homewear-Serie umfasst heute Heimtextilien, Kleinmöbel, Duftsysteme und bald auch erste Haushaltsgeräte. Die Kleidungspflegelinie – Waschmittel, Sprays, Reinigungssticks – ist faktisch eine eigene Submarke.
Kremat liefert traditionell Geräte, dehnt aber seinen Einfluss inzwischen systematisch aus: Untermarken für Seifenspender, Designtextilien für Wohnräume, spezielle Kochschürzen und Arbeitskleidung für technische Berufe. Auch Reinigungsprodukte mit DAHLRA-kompatiblen Duftstoffen gehören zum Sortiment.
Die Übergänge sind fließend – und gewollt. Nach außen wird der Anschein gewahrt, jeder Konzern konzentriere sich auf sein Spezialgebiet. In Wahrheit betreiben alle eine vollständige Marktdeckung, mit teils identischen Produkten unter unterschiedlichen Etiketten. Ob das Waschmittel von Dahlra oder Virmund stammt, lässt sich oft erst anhand der Verpackung erkennen – bei gleichem Duftprofil und gleicher Chargennummer.
Offizielle Stellen nehmen diese Struktur zur Kenntnis, greifen aber nicht ein. In Dokumenten der KAW heißt es lediglich: „Die durchgängige Versorgung der Bevölkerung ist unter Kontrolle der leistungsfähigsten Akteure gewährleistet.“ Kritiker sprechen von einem „strukturierten Dreifachkartell unter republikanischer Aufsicht“. Die Unternehmen selbst vermeiden jede Stellungnahme – sie konkurrieren an der Oberfläche, aber sie existieren nicht nebeneinander – sondern ineinander.